7. April 2006

Es gibt Dinge im Leben, die hat man, obwohl man sie eigentlich weder haben noch einsetzen will. Nein – ich meine jetzt nicht häßliche Urlaubsmitbringsel oder Schwiegermütter, sondern im Grunde ganz praktische und vernünftige Dinge wie Blitzableiter, Feuerlöscher und Lebensversicherungen. In diese Kategorie gehört auch der gute alte ‚Rot-Kreuz-Kurs’ oder die ‚Ersthelfer-Ausbildung’ , wie man ja wohl jetzt sagt. Jeder hat ihn irgendwann pflichtschuldigst gemacht – und den Inhalt der zahlreichen Doppelstunden umgehend wieder vergessen!




Weil aber doch das kleine „Was wäre wenn – Teufelchen“ im Hinterkopf sitzt und einem zuweilen schreckliche Unfallbilder vorgaukelt, wenn man bei der Ausfahrt gerade mal die Kurve noch gekriegt hat oder das überholende Auto nur knapp wieder rechtzeitig eingeschert ist, haben sich eine ganze Reihe INDEPENDENTS am 7. April im PLACE versammelt, um sich einen kleinen Auffrischungskurs in Sachen „Pflaster&Verbände“ zu gönnen.


Claudia vom DRK Nürtingen, selbst Motorradfahrerin, war zwar etwas traurig, dass wir nicht gleich den –zig Stunden umfassenden Komplettkurs haben wollten, aber schließlich war unser Ziel ja nicht, ein Buschkrankenhaus zu eröffnen oder die Wochenenden im SanKa zu verbringen. „Was tun, wenn einer von uns bei einer Tour vom Moped fällt ?“ , das war das Ziel der Veranstaltung.

Und so war die erste Stufe das Helmabnehmen bei einem Bewußtlosen, gefolgt von der stabilen Seitenlage. Nachdem ordentlich an den Köpfen der Probanden gerüttelt wurde, um das verdammte Helmschloss zu öffnen, stellte vor allem das Umdrehen , zumindest bei einigen der ‚Verletzten’ eine echte Herausforderung dar. 100+ Kilo wollen schließlich erst mal bewegt werden, ohne dem armen Opfer gleich noch weitere Blessuren zuzufügen.


Wohl um Schäden an beteiligten Personen in Grenzen zu halten, stellte uns Claudia dann „Fritzle“ vor – einen Halbmenschen aus Kunststoff, dem man problemlos den Kopf nach hinten biegen, den Brustkorb bearbeiten und vor allem in die Nase pusten konnte, ohne gleich wegen gefährlicher Körperverletzung belangt zu werden. Denn um die Mund-zu-Nase-Beatmung und rhythmische Herzmassage richtig anzuwenden, brauchte es schon ein bißchen Übung. Und das Grinsen verschwand aus den Gesichtern der Zuschauer, wenn sie selbst, auf dem Boden kniend, ‚Fritzle’ wiederbeleben mußten.

Nach erfolgreichen Bemühungen gab es dann erst mal Leberkäswecken zur Stärkung.


Brandwunden, die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten des berüchtigten Dreieckstuches, Informationen über die grundsätzliche Organisation am Unfallort („Immer die 112 anrufen und alle wichtigen Details wie Ort, Anzahl der Verletzten, Art des Unfalls und der Verletzungen melden – und die Handynummer für einen notwendigen Rückruf nicht vergessen!“ ) – die Informationen folgten Schlag auf Schlag. Und langsam kam bei den Teilnehmern auch die Erinnerung an den längst vergessenen Rot-Kreuz-Kurs wieder. Erinnerungen, die wir alle hoffentlich schnell wieder in den Tiefen des Gehirns vergraben können, weil wir die neu erlernten Fähigkeiten erst gar nicht einsetzen müssen.

Der Petrus